Über das Programm
Bis Ende des 20. Jahrhunderts griffen Behörden in der Schweiz mit sogenannten «fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen» tief in das Leben von hunderttausenden von Menschen ein. Die Massnahmen wurden im Namen der Fürsorge angeordnet. Das Ziel war es, Armut zu bekämpfen und soziale Ordnung herzustellen. Doch das führte zu grossem Unrecht und Leid.
Für Aufarbeitung der Geschehnisse ist die Forschung von zentraler Bedeutung. Die gewonnenen wissenschaftlichen Ergebnisse sollen dazu beitragen, zu verstehen, weshalb und wie die fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen angeordnet und vollzogen worden sind. Dazu gehört auch, zu untersuchen, welche Auswirkungen sie auf die Betroffenen und ihr Umfeld hatten und auch heute noch haben.
Ebenso wichtig ist aber auch, dass diese Erkenntnisse vermittelt und zugänglich gemacht und das Wissen zu Allgemeinwissen werden kann. Dazu gehört, sich an das begangene Unrecht und Leid zu erinnern und aus den Einsichten Lehren für heute und die Zukunft zu ziehen. Deshalb hat das Bundesamt für Justiz das Programm «erinnern für morgen» ins Leben gerufen. Dieses macht die Ergebnisse der Aufarbeitung sichtbar und vermittelt sie in Form unterschiedlicher Projekte.
Mehr zur Aufarbeitung erfahren:
• Wissenschaftliche Aufarbeitung
• Staatliche Aufarbeitung
Projekte
Im Rahmen des Programms wurden und werden zahlreiche Projekte lanciert.
Web-Plattform
Die vorliegende Web-Plattform «erinnern für morgen» wurde im Herbst 2025 lanciert. Betroffene, Lernende, Fachpersonen und Forschende finden hier gleichermassen Informationen für den Einstieg, die Wissensvertiefung, die Vernetzung und vieles mehr.
Ausgewählte Inhalte:
- Überblick
- Hilfe für Opfer
- Angebote für Schulen
- Karte der Institutionen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche
- Karte der Erinnerungsorte
Datenbank der Forschungsprojekte und Medienproduktionen
Wanderausstellung
Die Ausstellung «VERSORGT, VERDINGT, VERGESSEN? Geschichte(n) von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen in der Schweiz» erlaubt einen vielstimmigen und zugleich wissenschaftlich fundierten Zugang zu diesem Kapitel der Schweizer Geschichte, welches das Leben von vielen Menschen stark geprägt hat.
Sie eröffnet Räume zum Nachdenken und bietet unterschiedliche Zugänge zum Thema: Die Besuchenden begegnen persönlichen Lebensgeschichten von Betroffenen und erhalten einen Einblick in den langen Weg politischen Aufarbeitung.
Lern-App
Mit der PH Luzern, HEP, SUPSI und dem Verein Gesichter der Erinnerung wurde die webbasierte Lern-App «Fürsorge und Zwang» entwickelt. Sie richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse und an alle Interessierten.
Die Anwendung ist modular aufgebaut: Alle Interessierten können hochwertig aufbereitete Video-Erzählungen mitverfolgen. Für den Einsatz im Klassenzimmer bietet die App noch viel mehr: Die Schülerinnen und Schüler rekonstruieren das Leben der erzählenden Person, erschliessen Quellen und halten ihre Überlegungen dazu fest.
Publikationen
Seit 2024 fördert das Programm Artikel zu den wichtigsten Themen und Begriffen auf den einschlägigen Nachschlageplattformen (Historisches Lexikon Schweiz, Wikipedia)
Die Lehrmittel der Unabhängigen Expertenkommission Administrative Versorgungen (UEK) wurden 2024 in Zusammenarbeit mit der PH Bern aktualisiert und auf Französisch und Italienisch erweitert.
Ein Sammelband zum Stand der Forschung soll Bilanz der wissenschaftlichen Forschungsarbeiten der letzten Jahre (UEK, NFP 76, weitere Forschungsarbeiten) ziehen. Sie ist eine Standortbestimmung zur Entwicklung der Forschung zu den FSZM, zu Forschungslücken und Handlungsfeldern.
Herausgeberschaft: Urs Germann und Matthias Ruoss
Voraussichtliches Erscheinungsdatum: 2027
Weiterbildung
Im Rahmen des Programms werden Weiterbildungsangebote für Fachpersonen, die heute mit fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen oder mit Betroffenen von FSZM arbeiten gefördert und durchgeführt.
Finanzhilfen
Das Programm fördert bis Ende 2028 Projekte Dritter zur Vermittlung des Themas FSZM und übernimmt bis zu 75% der Projektkosten. (Übernahme von 75% der Projektkosten).
- Liste geförderter Projekte
- Projekt eingeben